Posts

Es werden Posts vom Dezember, 2020 angezeigt.

Weihnachten: zelebrieren

Bild
(aus: François Cheng, 5 Méditationen über den Tod, anders gesagt: über das Leben, S.151f; Übersetzung &  Überschrift von mir ) Es bleibt uns jedoch noch zu zelebrieren     wie du es gemacht hast Das zu zelebrieren, was, aus uns  emporgeschossen,     noch nach dem offenen Leben ausstreckt Das, was unter getötetem Fleisch, Gedächtnis ausruft Das, was unter verschüttetem Blut, Gerechtigkeit ausruft Einziger Weg, in Wahrheit, wie wir noch     die Leidenden und Toten ehren könnten Jeder von uns ist Endlichkeit  Das Unendliche ist das, was aus uns heraus gebiert,    gemacht aus dem Unerwarteten, dem Unerhofften Das den Wunsch Übersteigende, das einen selbst Übersteigende zelebrieren Einziger Weg, in Wahrheit, wie wir noch das    initiale Versprechen halten könnten Die Frucht zelebrieren, weniger die Frucht selbst,     als ihren unendlichen Geschmack  Das Wort zelebrieren, weniger das...

..und die Bäume sehen zu:

Diese Frau wusste, dass sie in den nächsten Tagen werde sterben müssen..   Als ich mit ihr sprach war sie trotzdem heiter. „Ich bin meinem Schicksal dankbar dafür, dass es mich so hart getroffen hat“, sagte sie zu mir wörtlich; „denn in meinem früheren, bürgerlichen Leben war ich zu verwöhnt und mit meinen geistigen Ambitionen war es mir wohl nicht ganz ernst.“ In ihren letzten Tagen war sie ganz verinnerlicht. „Dieser Baum da ist der einzige Freund in meinen Einsamkeiten“, meinte sie und wies durchs Fenster der Baracke. Draußen stand ein Kastanienbaum gerade in Blüte, und wenn man sich zur Pritsche der Kranken hinabneigte, konnte man, durch das kleine Fenster der Revierbaracke, eben noch einen grünenden Zweig mit zwei Blütenkerzen wahrnehmen. „Mit diesem Baum spreche ich öfters“, sagte sie dann. Da werde ich stutzig und weiß nicht, wie ich ihre Worte zu deuten habe. Sollte sie delirant sein und zeitweise halluzinieren? Darum fragte ich neugierig ob der Baum ihr viellleicht auch an...